Donnerstag, 25. November 2010

Akquise mit der Gießkanne.

Der Wind weht rauer – aber geweht hat er ja auch schon vor der Wirtschaftskrise. Und ein wenig Wind braucht man ja auch, um auf dem Wasser voranzukommen und den gewählten Kurs halten zu können :-)

Aber auch bei uns Übersetzern bedeutet dies oft: Qualifikation ist (fast) Nebensache. Entscheidend ist meist 1. der Preis, 2. der Preis, 3. der Preis und manchmal 4. die Lieferzeit. Übersetzen kann scheinbar heute jeder. Die meisten haben aber einfach „keine Zeit“, „keine Lust“ und unterschwellig Wichtigeres zu tun. Wer an Jobs kommen möchte, muss fix und flexibel sein und schön regelmäßig akquirieren. Ich auch, keine Frage. Doch welch kuriose Konstellationen sich da ergeben würden, wenn Frau es drauf ankommen ließe – oh, liebe Leute, bitte denkt nicht weiter drüber nach. Oder besser, doch.

Die Folgen einer suchmaschinen-optimierten Website und ab und zu ein paar Euronen für AdWords bleiben nicht ohne Folgen: Regelmäßig Anfragen, nicht nur von Kunden, sondern auch von Übersetzer-Kollegen, für freie Mitarbeit. Hier plagt mich natürlich schon gelegentlich das schlechte Gewissen, wenn ich es nicht schaffe, zeitnah zu antworten.

Wer sich die Mühe macht, sich eine Minute auf meiner Website umzuschauen, findet schnell die Seite „Jobs", auf der unmissverständlich steht, dass ich mich nicht als Agentur im engeren Sinne sehe, da ich nur Aufträge für meine Arbeitssprachen englisch und spanisch annehme und im Bedarfsfall mit Einzelübersetzern zusammenarbeite, meist Muttersprachler. Aufträge für andere Sprachen oder Fachgebiete vermittle ich grundsätzlich nicht. Weil: Keine Zeit und keine Lust auf vorprogrammierten Ärger – auch nicht gegen Bares.

Aber, oh Wunder, landen trotzdem regelmäßig in meinem Posteingang Angebote von in Deutschland ansässigen Übersetzungsbüros, die mir ihre Dienste anbieten, mit freundlichem Verweis auf die 100 - 1.000 „hochqualifizierten“ Übersetzer, die in der Datenbank schon ungeduldig in den Startlöchern sitzen, und die für ihre hochqualifizierte Tätigkeit scheinbar nicht mehr als 0,40 bis 0,70 Cent für sich beanspruchen - wenn schon die Agentur sich mit Zeilenpreisen (ab) weit unter einem Euro bewirbt. Rein hypothetisch hieße das dann: Ich übernehme einen Auftrag für 1,50 –2,00 €, weil der Kunde entweder vom Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt ist, oder einfach keine Zeit respektive Lust hat, weitere 10 Angebote einzuholen. Erwähne in einem Halbsatz oder auch ganz offiziell in der Auftragsbestätigung, dass im Bedarfsfall noch weitere Kandidaten den Text zerpflücken werden. Reiche den Auftrag weiter, den der letzte – mir völlig unbekannte - Hansl in der Kette, der grade verfügbar ist und über die passende Qualifikation verfügt, zu einem geschätzten Brutto-Stundensatz von 15,00 € übersetzt. Und drei Tage später, nachdem er die fünfte Rückfrage beantwortet hat, vielleicht doch bereut, den Auftrag angenommen zu haben.

Und dann heißt es in diversen Übersetzerforen, Grüppchen und Stammtischen: „Mehr als 1,00 pro Zeile ist einfach kaum drin heutzutage.“ In diesem Zusammenhang muss ich unbedingt noch auf den Beitrag von Gabriele Zöttl hinweisen, die in ihrem Blog einen ähnlichen Sachverhalt beschreibt.

Deshalb mein Wort zum Donnerstag: Das Freiberufler-Dasein birgt zwar Risiken, aber auch Chancen. Eine davon heißt: Nein-Sagen lernen. Nein zu unterirdischen Honoraren, nein zu utopischen Lieferzeiten. Ja zur Wertschätzung der eigenen Kompetenz und Erfahrung und Ja zur Akquise von Kunden, die bereit und/oder in der Lage sind, für eine anspruchsvolle Arbeit ein angemessenes Honorar zu bezahlen.

Und: Gelegentlich bei Bedarf mal den Kurs ändern :-)

Impressum

Margit Sies-Gurel Kontakt: Alte Landstr. 18 D-85521 Ottobrunn Telefon: 089/ 84 24 67 Margit.Sies@t-online.de Margit Sies-Gurel

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