Freitag, 6. Mai 2011

Wieviel darf Kompetenz kosten?

Schön, dass wir Freiberufler eigentlich niemals Grund zum Klagen haben sollten. Theoretisch bleibt es uns ja jeden Tag selbst überlassen, die Aufträge anzunehmen, die Spaß, Referenzen oder die Miete aufs Konto bringen. Warum also beschweren wir uns so oft über Dumping-Honorare, die ja keiner von uns akzeptieren müsste?

Die bösen, bösen Übersetzungsagenturen liefern ja immer wieder Grund für unseren Unmut. Wagen sie es doch, sprachlich und fachlich hochqualifizierten Experten für 50 Cent pro Zeile Köpfe und Rechner rauchen zu lassen, wo man doch beim Endkunden relativ problemlos das doppelte oder dreifache Honorar erzielen könnte.

Die bösen, bösen Verlage, bei denen man sich doch gerne mal öfter an einer tollen Literaturübersetzung austoben würde. Die aber kaum bereit sind, 20 Euro für eine Normseite zu bezahlen - und diese Seite dann schlimmstenfalls auch noch zum Nachteil des Übersetzers definieren.

Und dann sind da ja neuerdings auch noch die bösen, bösen Content-Verwerter, die es möglich machen, dass Autoren sich für umgerechnet kaum 10 Euro Stundenhonorar die Finger wundklopfen.

Wobei man aber auch gleich deutlich machen muss, dass es sich dabei eigentlich nicht um ein Honorar handeln kann, sondern allenfalls ein Taschengeld für den nächtlichen Absacker nach der Uni - oder ein Zuckerl für ein Paar neue Schuhe. Ja, doch, für ein Paar stylische Treter, die man objektiv sowieso nicht braucht, kann man doch bei diesen Konditionen auch noch ein paar SEO-Vorgaben beachten, oder? Ganz abgesehen davon, dass ich persönlich keinen professionellen Texter kenne, der nach Worten abrechnet. Wenn dies auch für andere Texter-Dienste gelten würde, gäbe es in Deutschland bald nicht nur einen Schilder-, sondern auch noch einen Claim-Wald :-)

Spaß beiseite: Ich finde, es bleibt jedem Freischaffenden selbst überlassen, ob er, sofern ein halber Tag Arbeitspause ansteht, Kunden akquiriert, die ihm mittelfristig seine Existenz sichern - oder mit seiner fast verschenkten Arbeitszeit anderen hilft, ihren Gewinn zu mehren.

Ich erinnere mich dunkel an die ersten Rechtsvorlesungen vor einigen Jahren: Zum Zustandekommen eines Vertrages bedarf es immer zweier: Angebot und Annahme, zwei übereinstimmende Willenserklärungen. So ähnlich war das doch, nicht?

Scheint mir wie damals bei Modern Talking: Keiner hat die Platten gekauft - also können die Umsätze ja eigentlich nur durch Marsmännchen entstanden sein, oder?

Ganz ehrlich: Wenn es offensichtlich so viele Menschen in der Republik gibt, die bereit sind, für dieses Honorar auch nur ihre Anschrift einzugeben, dann gönne ich diesen Anbietern ihren Erfolg von Herzen. Er zeugt nämlich von unternehmerischem Denken, Kreativität und dem frühen Deuten der Zeichen der Zeit. Und findet deshalb meinen Respekt. Denn diese Faktoren sind doch heute für den Erfolg eines Unternehmens fast noch wichtiger als die eigentliche Fachkompetenz, oder? [Ironiemodus aus].

Trackback URL:
https://sahnehaeubchen.twoday.net/stories/16604405/modTrackback

Impressum

Margit Sies-Gurel Kontakt: Alte Landstr. 18 D-85521 Ottobrunn Telefon: 089/ 84 24 67 Margit.Sies@t-online.de Margit Sies-Gurel

Suche

 

Aktuelle Beiträge

Toll...
Echt tolle Tipps für mal wirklich nützliche Apps für...
Smartphone Tarif vergleichen (Gast) - 8. Aug, 15:58
Wahrheit wird völlig...
Ich werde mir das Buch bestellen. Klingt sehr viel...
Dirk Schiff (Gast) - 2. Jan, 23:41
Google Ranking Check
Hier findet Ihr ein sehr gutes Google Ranking Tool...
Jannic (Gast) - 28. Dez, 16:32
Es hat sich einiges getan...
...und die Apps werden auch immer besser. Deinen Beitrag...
Tilo (Gast) - 23. Jul, 23:17
Kombination Seo
Am besten ist die Kombination aus Links und Social...
Julian (Gast) - 29. Jun, 12:52
Oh ja! Obama bzw. Obama...
Oh ja! Obama bzw. Obama sein Team haben die Viralität...
Thomas (Gast) - 13. Dez, 09:41