Unlängst nenne ich einem Kunden am Telefon den Preis für eine Übersetzung. Es folgt eine kurze Schweigeminute am anderen Ende, danach ein versöhnliches virtuelles Lächeln und die Aussage: „Ja, klar, Sie wollen ja auch von etwas leben, nicht wahr ...“.
Gut gemeint, lieber Kunde, aber nicht ganz korrekt. Denn die meisten KollegInnen, die in der Vergangenheit meinen Weg gekreuzt haben, wollten sicher nicht „nur“ von etwas leben, sondern ein Honorar, das ihrer Ausbildung, ihrem Fachwissen und ihrer Berufserfahrung entspricht. Musterkalkulationen, sowohl für Existenzgründer, als auch für alte Hasen, gibt es hierzu wie Sand am Meer. Der Marktplatz, auf dem im Einzelfall dann die Preisbildung stattfindet, ist groß und lässt reichlich Handlungsspielraum. Ein Blick in den letzten Steuerbescheid legt manch einem vielleicht nahe, doch mal auf ein paar unlukrative Aufträge zu verzichten und stattdessen mehr Zeit in zielgerichtete Akquise zu investieren. Gerade wir Dienstleister dürfen uns auch gelegentlich vor Augen führen, dass ein Kunde, streng betrachtet, nicht unsere Arbeit(szeit) kauft, sondern das
Vertrauen in eine Arbeit, die den gezahlten Preis wert ist. Und es ist keineswegs moralisch verwerflich, wenn dieser vielleicht etwas höher liegt als der übliche Marktpreis :-) Wer sich dessen bewusst wird und gelegentlich erfahren möchte, dass das Freiberuflerdasein abseits unangenehmer Preisdiskussionen tatsächlich Spass bringen kann – der werfe doch mal einen Blick auf den
Honorar-Kalkulator von Cordula Nussbaum. Der unterscheidet sich nämlich insofern von vielen „klassischen“ Beispielrechnungen, als hier noch einige finanzielle Puffer eingeplant werden, die einen zusätzlichen Urlaub, ein Geschenk für die Erbtante oder andere Nettigkeiten berücksichtigen. Und mehr Freizeit bei glechem Einkommen lehnen wir ja auch nicht ab, oder? Auf zum fröhlichen Kalkulieren!
MSies - 12. Jun, 16:30