Übersetzung

Dienstag, 10. April 2007

Der Übersetzer – das unbekannte Wesen

Erwähnt unsereins gelegentlich, welcher beruflichen Zunft er oder sie angehört, zeigen die Reaktionen oft eine ganz deutliche Tendenz:

„Ach, was ein schöner Beruf. Ja, was mit Sprachen. Welche Sprachen denn?

(Hier wird in nahezu 100 % der Fälle von mindestens zwei ausgegangen, obwohl man eigentlich den Rest seines Berufslebens damit verbringen könnte, eine Fremdsprache zu perfektionieren oder sich noch in weitere Fachgebiete einzuarbeiten).

„Englisch und spanisch.“

„Ach, wie schön.“ (Hier weicht die Begeisterung dann meist ersten Zweifeln):

„Für spanisch haben Sie wahrscheinlich weit mehr Anfragen, denn englisch kann ja heute eigentlich jeder, nicht?“

„Ach ja?“

Zweifellos kommt heute kein Anwärter auf einen anspruchsvollen Job auch nur an der Empfangsdame im Foyer vorbei, wenn in den Bewerbungsunterlagen nicht wenigstens zuvor das magische „Englisch fließend in Wort und Schrift“ erstrahlte. Leichte Übertreibungen können hier übrigens gerne mal in den entscheidenden Momenten ein paar Schweißflecken produzieren, wenn das Gespräch sich dann doch über zwei Stunden hinzieht und - zufällig oder auch nicht - ein englischer Muttersprachler in der Runde sitzt.

Auch kennt heute fast jeder mindestens eine Person, die „4 oder 5 Sprachen beherrscht“.
Solche multilingualen Genies, auf die wir Übersetzer ja ganz neidisch sein müssten, sind sehr oft in Exportabteilungen oder im Vertrieb anzutreffen.

Nun ja, ein Mitarbeiter, der zweifellos in der Lage sein muss, in akzeptablem Englisch mit Kollegen verschiedener europäischer Niederlassungen über die letzten Umsatzahlen zu jammern, eine neue Marketing-Strategie vorzustellen und beim gemeinsamen Abendessen unter Zuhilfenahme des Hosentaschen-Langenscheidt noch zum allgemeinen Amusement zu kommunizieren, wie Schweinsbraten und Knödel zubereitet werden, erfüllt sicherlich den Job, den man von ihm erwartet.

Aber, mit Verlaub: Würde ihm die Geschäftsführung wohl die englische Übersetzung des nächsten Halbjahresberichts anvertrauen? Nicht? - Ach so, doch lieber externer Dienstleister ....

Interessant ist in diesem Zusammenhang, sich einmal kurz klar zu machen, was es eigentlich heißt, eine Sprache zu beherrschen. Nichts anderes nämlich, als sich in dieser Sprache in geradezu schlafwandlerischer Sicherheit, jeder erdenklichen Nuance und absolut fließend spontan zu den verschiedensten Themen äußern zu können; die, in der man zählt und träumt. Es dürfte nur wenige Menschen auf dieser Welt geben, die dies in zwei oder gar mehr Sprachen auf dem gleichen Niveau beherrschen. In aller Regel ist das nur in der sogenannten Muttersprache möglich, die man als (Klein)-Kind lernt und in seinem ersten sozialen Umfeld einsetzt und später perfektioniert. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, wenn man zum einen an die Mehrsprachigkeit größerer Bevölkerungsgruppen denkt, bei der man in bestimmten Fällen von einer Majoritäts- und einer Zweitsprache spricht. Man darf auch gar nicht bestreiten, dass es sicherlich Mitmenschen gibt, die aufgrund ihrer familiären oder kulturellen Situation und einer Portion Talent mit einer außerordentlichen Sprachenvielfalt gesegnet sind.

Entscheidend ist, welche Maßstäbe man anlegt – und durchaus anlegen darf, wenn man einen Profi engagiert. Und die sollten nicht nur darin bestehen, dass jemand „immer mal gern was mit Sprachen macht“ ... oder so ähnlich.

Mittwoch, 14. März 2007

EU-Übersetzer lassen grüßen

Hier ein beispielhafter Dialog, Typ Lieblingskunde:

Anruf gegen Mittag.

K (Kunde): Tach. Ich hätte da 5 Seiten Vertrag. Bräucht` ich beglaubigt übersetzt. Eigentlich noch heute. Wäre das machbar?

MW (Meine Wenigkeit): Könnten Sie mir das Ganze mal zur Ansicht schicken?

Nach ausführlichen Sympathie- und Respekts-Bekundungen von Kundenseite – höre ich natürlich gerne - und anschließender Kenntnis dessen Lebensgeschichte, im Besonderen mit Hinweis auf seine Englischkenntnisse – ignoriere ich in manchen Fällen in weiser Voraussicht - erhalte ich den Text, der sich als effektiv rund 10 Seiten lang entpuppt (Times Roman, 12 pt).

Anruf. Preis. Zeit. Funkstille.

K: Also bitte, hörn`se mal. Dat is jetzt aber nich` Ihr Ernst (nicht auf Kosten, sondern auf Zeit bezogen). Hörn`se mal, ick mach dat jeden Tach. Dat is doch kein Ding. Dat klopp ick Ihnen doch in 10 Minuten rein.

MW: (in Gedanken) Ach was. Ich mach das auch jeden Tag. Aber vermutlich – anders.

Da sind mir jene Kunden allemal lieber, die sich der Schwierigkeit einer anspruchsvollen Übersetzung bewusst sind und lieber fünf Mal ängstlich nachfragen, ob man sich denn wirklich als fachlich kompetent erachtet und sich, beispielsweise, in den vergangenen 10 Jahren thematisch auch wirklich mit nichts anderem beschäftigt hat, als mit Hufkrankheiten bei Giraffen mittlerer Größe und dem daraus resultierenden Hang zu Depressionen (gibt`s ja vielleicht wirklich?).

Hab` ich nicht, aber meine Baustelle ist auch eine völlig andere :-)

Und was Kapazitäten angeht, hier ein kleiner Vergleich:

Ein Übersetzer der EU, der seine Kenntnisse in der Regel durch ein mehrjähriges Studium erworben und sich durch ein monatelanges Auswahlverfahren gekämpft hat, meist auf 2 oder maximal 3 Fachgebiete spezialisiert ist und seine Arbeitszeit ausschließlich der produktiven Tätigkeit widmen kann, durch die er sein Einkommen erzielt, d.h. eine völlig andere Ausgangssituation hat als ein Freiberufler, schafft pro Tag ca. 5-6 Seiten anspruchsvollen Inhalts. Noch Fragen?

Samstag, 25. November 2006

Nur den Stempel.

"Ich brauche eine beglaubigte Übersetzung von xy. Eigentlich könnte ich es selbst machen, denn ich spreche beide Sprachen. Bräuchte also nur Ihren Stempel."

Solche oder ähnliche Varianten. Verständlich - von Kundenseite.

Verständlich auch, begründet und tröstlich, dass in vielen Fällen beglaubigte Übersetzungen verlangt werden.

Denn eine Sprache sprechen ist, nun ja, - subjektiv.

Freitag, 3. November 2006

Mal wieder ein wenig mit Englisch punkten?

Zugegeben - Englisch lernen assoziiert man in den seltensten Fällen mit Spaß.

Wer trotzdem am Ball bleiben und seinen Aufwand auf einen täglichen Mausklick beschränken möchte, ist vielleicht hiermit gut bedient.

Mittwoch, 25. Oktober 2006

Denglische Sprache, schwere Sprache

In Zeiten der Globalisierung macht der Versuch, Anglizismen nicht um jeden Preis zu übersetzen, schon Sinn. Meine Devise: So viele, wie nötig, damit der Textinhalt nicht leidet. So wenige, wie möglich, und gar keine, wenn es ein deutsches Wort gibt, das den Inhalt exakt wiedergibt.

Hand auf`s Herz: Überlegen Sie auch manchmal, ob Ihr Termin gecancelt, gecancellt oder gecancled wurde?
Was wäre, wenn man ihn, oh Wunder, einfach abgesagt hätte? Zugegeben, klingt weniger chic, trifft es aber.

Dass in jeder Drogerie Body Lotion verkauft wird, lasse ich mir eingehen. Und die Zielgruppe der Best Ager ist eben nicht einfach übersetzbar mit „Menschen in den besten Jahren“.

Warum aber soll man ein Formular downloaden, wenn man es auch herunterladen könnte? Ich denke nicht, dass die Kollegen von der Software-Lokalisierung ein Problem hätten, drei zusätzliche Zeichen unterbringen. Und wenn doch: Hat man es dann gedownloaded, downgeloaded oder downgeloadet?

Donnerstag, 7. September 2006

Titel und Berufsbezeichnungen

Die Übersetzung von Titeln und Berufsbezeichnungen ist manchmal nicht ganz einfach. Intern wird der Chef halt gerne mal eben als "President" tituliert, ungeachtet des juristischen Konstrukts.

Wer sich der Komplexität des Themas bewusst ist und gelegentlich derartiges ins Englische oder Spanische zu übersetzen hat, möchte vielleicht mal einen Blick werfen auf dieses Dictionary des Handelsblatts. Sicher kein Freifahrschein in den Übersetzer-Himmel, aber bestimmt eine gute Basis für weitere Überlegungen.

Samstag, 15. April 2006

Literaturübersetzer

Die meisten Übersetzer werden irgendwann einmal mit einer Anfrage bezüglich einer Buchübersetzung konfrontiert.

Wohl dem, der sich im Vorfeld ausgiebig informiert hat über Normseiten, Erfolgsbeteiligung, Nebenrechte usw.

Man darf sicher behaupten, dass mit literarischem Übersetzen in aller Regel eher Ruhm als Reichtum winkt - sofern es nicht gerade um einen bekannten Zauberlehrling oder ähnliche Projekte geht. Ein paar ganz interessante Zahlen hierzu finden sich in der FAZ
Ach, und natürlich kaufen nicht vergessen :-)

Impressum

Margit Sies-Gurel Kontakt: Alte Landstr. 18 D-85521 Ottobrunn Telefon: 089/ 84 24 67 Margit.Sies@t-online.de Margit Sies-Gurel

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